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::: Art Club Imst ... Kultur, die Spaß macht :::  
     
  Kulturherbst 2012  
     
  > 25. Okt. 2012 - Markus Koschuh  
  > 28. Nov. 2012 - Hans Theessink & Terry Evans  
  > 13. Okt. 2012 - Irish Christmas Festival  
     
  Mittwoch, 28. November 2012 - Hans Theessink & Terry Evans  
     
 
> Beginn: 20:00 Uhr
> Veranstaltungsort: Stadtsaal Imst
> Eintritt: € 18,00
> Karten: alle Raiffeisenbanken (Ermäßigung für Raiffeisen Club-Mitglieder),
Ö-Ticket, Sonnenladele Imst
 
     
  Theessink - Evans Theessink - Evans  
     
  Delta Time – Die Rückkehr der Blues Brothers  
     
  Nach vier Jahren legen Hans Theessink und Terry Evans mit „Delta Time“ ihre zweite Zusammenarbeit vor – Blues pur und Blues de luxe in einem. Großartig!  
     
  Theessink & Evans  
     
 

Der 21. September ist dieses Jahr ein Freitag – und wird ein Festtag für alle Fans von Blues- und Roots-Musik. Denn an diesem Tag kommen die „Blues Brothers“ wieder, mit „Delta Time“ (Blue Groove). Das Album ist das gemeinsame Projekt des „Euro-Bluesman“ Hans Theessink mit dem Amerikaner Terry Evans, die bereits zweite Koproduktion nach dem erfolgreichen, preisgekrönten Vorgänger „Visions“ von 2008.

Die Bluesbrüder von dies- und jenseits des Atlantik bieten auf „Delta Time“ Blues pur und Blues de luxe gleichermaßen, 13 Songs, teils neu, teils Traditionals, gespielt von Superkönnern, die genauso präzise wie entspannt agieren. Ein wahres All-Star-Aufgebot, das da zu Beginn dieses Jahres in Los Angeles im Studio zusammen musizierte: Der aus Vicksburg, Mississippi, stammende Terry Evans, der auf vielen Produktionen von John Lee Hooker, Eric Clapton oder John Fogerty zu hören ist, traf bei den Aufnahmen zu „Delta Time“ auf einen alten Bekannten: Ry Cooder, Meister des Slide Gitarre, steuert auf drei Songs Gitarrensounds bei, Willie Greene Jr. und Arnold McCuller veredeln den Chor. Dass der Superstar und vielfache „Grammy“-Preisträger Ry Cooder zu Theessink ins Studio kommt, zeigt, welchen Stellenwert der Holländer in der internationalen Blues-Szene mittlerweile genießt.

DELTA BLUES – DIE MUSIK, MIT DER ALLES BEGANN, UND MIT DER ALLES WEITERGEHT

Die audiophile Produktion erscheint als Download für alle Plattformen und als CD und Vinyl Platte, und sie markiert in ihrer musikalischen und technischen Qualität so etwas wie ein State Of The Art der heutigen Musikproduktion. „Delta Time“ ist eine der raren Aufnahmen, bei denen die musikalische und die klangliche Qualität in eins fallen. Allein wie der warme, tiefe Bariton des Holländers und Wahl-Wieners Theessink mit dem vom Gospel geprägten höheren Ton des Amerikaners harmoniert, ist ein Klang- (und damit Gefühls-) Erlebnis höchster Güte. Dabei geht es nicht darum, den eigentlich archaischen Musikstil kammermusikalisch aufzuhübschen, sondern ihn „echt“ klingen zu lassen, und „echt“ heisst hier: gefühlt. Denn auch das erzählt „Delta Time“, in der Fingerpicking- Uptempo Nummer „Build Myself A Home“ genauso wie in dem Genre-Song „Down In Mississippi“: Können ist eine Voraussetzung, aber die wahre Tugend eines Bluesmusikers liegt darin, daß er sein Leben akzeptiert. Ein Leben, für das er nur teilweise verantwortlich ist.

Theessinks und Evans’ „Delta Time“ ist noch in weiterer Hinsicht bedeutender als manch andere Neuerscheinung auf dem Musikmarkt. Denn über die Blues- und Album-Charts hinaus wird sich das Album bei Musikfans durchsetzen, die sozusagen aus der ersten Reihe erleben wollen, wie weit sich aus einem lebendig und authentisch interpretierten Delta Blues praktisch alles herleiten lässt, was die populäre Musik der letzten 50 Jahre prägt. Das gilt für die Rolling Stones von „Let It Bleed“, Bob Dylan mit „All Along The Watchtower“, für Eric Claptons „Layla“ bis hin zu Jack White, der den Delta Blues mit dem Punk ausgesöhnt hat. In einer Zeit, in der sich das Genre der „Americana“, amerikanische Roots und Folkmusic, die auf neue Weise mit der Tradition spielt, zu einem mächtigen Trend mit hunderten Künstlern entwickelt hat, von Steve Earl bis zu den Neville Brothers, findet eine Veröffentlichung wie „Delta Time“ ein ganz anderes, viel günstigeres Umfeld als noch vor wenigen Jahren.

Greil Marcus, der Doyen der amerikanischen Musikkritik („Mystery Train“), hat am Beispiel von Robert Johnson, des „King Of The Delta Blues“, erklärt, daß zwar der historische Zusammenhang einer Figur spannend sei, daß es aber noch viel aufregender ist, zu beobachten, wie eine Musik kraftvoll genug ist, sich immer wieder neue „Kontexte“ zu schaffen, immer neue Generationen von Hörern zu erreichen. Einer wie Robert Johnson ist dann nicht Vorfahr oder Geist, sondern Zeitgenosse. Ein Verständnis, das Theessink gefallen dürfte.

Auf „Delta Time“ sind 13 Songs, darunter irritierend schöne Interpretationen von Traditionals wie „Blues Stay Away From Me“, „It Hurts Me Too“ oder „Pouring Water On A Drowning Man“ – und sogar „The Birds And The Bees“, in einer erstaunlichen Version. Im über 10 Minuten langen Finale „Mississippi“ verbeugen sich Theessink und Evans vor den Ahnen des Delta Blues, vor Künstlern wie Big Bill Broonzy, Big Joe Willams, Robert Johnson, Skip James oder Son House.

Doch „Delta Time“ ist eben mehr als ein Besuch im Popmuseum, so prächtig sich hier die Exponate auch zeigen. Hans Theessink beweist mit seinem fünfundzwanstigsten und wahrscheinlich besten Album, mit dem er sich eindeutiger als je zuvor in seiner nunmehr 40jährigen Karriere auf den Delta Blues bezieht, zweierlei: Das Material ist ungebrochen modern, da es in einer reinen Form existentielle Fragen anspricht. „Was passiert, wenn ein Individuum konfrontiert wird mit den anderen um sich herum, wenn es mit dem Begriff ´Selbst´ zu tun bekommt, mit Leben und Tod, Ewigkeit, Stillstand und der Niederlage als prinzipieller Bedingung menschlichen Lebens“, hat Greil Marcus das große Thema des Blues vom Mississippi beschrieben. Und, zweitens – mit der Lässigkeit, mit der Theessink und Evans „Delta Time“ erschaffen haben, erfüllen sie das große Paradoxon des Blues: Dass dem „wahren Sound“ am nächsten kommt, wer sich selbst am nächsten ist, wenn ihm erst mal – ja, wenn – der Blues zur „zweiten Natur“ geworden ist. (von Michael Hopp)

 
     
 

Theessink & Evans

 
     
  Theessink & Evans  
     
   
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